Ein Beispiel für Bürgerschaftliches Engagement: „Tausche Mango gegen Schule“

Der Gast aus Burkina Faso berichtete in beeindruckender Weise über das Land, die Menschen und die Probleme einer Gesellschaft zwischen Aufbruch und Angst. Noch immer ist das afrikanische Land das drittärmste der Welt. Ständig wiederkehrende Dürreperioden sind der Hauptgrund für das Elend der Landbevölkerung; es fehlt das Geld z.b. für Regenrückhaltebecken. Die Basisgruppe Brot für die Welt – Tikato hat in 30 Jahren 113 Projekte finanziell unterstützt. Doch in einem Land, dass auch klimatisch enorm benachteiligt ist, braucht Entwicklungshilfe einen langen Atem. Tikato, der Name der Basisgruppe, stammt vom ersten Projekt der Gruppe in Burkina Faso, dem Bau eines Wasserrückhaltebeckens in der Region Tikato.

Michel Kabrè referierte vor den Zivildienstleistenden in französischer Sprache, was von Frau Stiewink  übersetzt wurde, trotz allem aber erhöhte Aufmerksamkeit erforderte. Sein besonderes Anliegen ist die berufliche Ausbildung von Jugendlichen. Mit einem Projekt der Zivildienstschule Wetzlar wird die Arbeit der Berufsschule von KOUDOUGOU unterstützt. An dieser Schule lernen 242 junge Menschen einen Handwerksberuf. 42 von diesen 14-18-jährigen sind Mädchen. Eine handwerkliche Ausbildung ist im „Land der aufrechten Menschen“ enorm wichtig, da die Menschen hauptsächlich von Landwirtschaft und Handwerk leben. Die Schule ist wegen fehlender finanzieller Mittel von der Schließung bedroht. Die Lehrer verzichten manchmal bis zu vier Monate auf ihr Gehalt, damit der Lehrbetrieb trotzdem weiter gehen kann. Auch die Familien der Schüler müssen sich an den Ausbildungskosten beteiligen, was in diesem armen Land äußerst schwer und nur wenigen möglich ist. Jedes Jahr werden die besten Schüler der Grundschulen von der Regierung ausgesucht und an die Berufsschule geschickt. Von den 200 Euro Kosten übernimmt der Staat die Hälfte. Wer privat die Ausbildung aufnimmt, muss die gesamte Summe selbst aufbringen. Und das in einem Land, in dem die Menschen im Durchschnitt weniger als einen Dollar am Tag zur Verfügung haben. So verdient z.b. ein Berufsschullehrer nach zehn Jahren zwischen 80 und 120 Euro pro Monat, ein qualifizierter Maurer zwischen 100 und 150 Euro pro Monat und ein Maurergehilfe etwa einen Euro am Tag.

Nach dem Eingangsstatement von Michel Kabré folgten viele Fragen von Zivildienstleistenden. Am meisten interessierte sie die Emanzipation der Frau in Burkina Faso. Der Gast hatte da hoffnungsvolles zu berichten. Emanzipation der Frau bedeutet in Burkina Faso: in die Schule gehen zu können (lesen, schreiben und rechnen zu lernen), Wahlrecht zu haben und wirtschaftlich unabhängig sein zu können. Das Wichtigste ist daher Bildung für die Frauen. Die UNESCO hat festgestellt, dass eine gebildete Frau auch eine gebildete Familie und eine gebildete Gesellschaft bedeutet. Der Weg ist zwar noch lang, aber es wird verstärkt auf die Bildung von Frauen gesetzt. Diese soll am besten schon im Kindergarten beginnen. Aber nur 3% der Kinder können diesen besuchen. Auch eine Schule besuchen nur 50% der jungen Menschen.

Hoffnung für die Zukunft des Landes macht, dass es ein demokratisches System hat und eine Friedensperiode von bereits 15 Jahren durchlebt. Dieser Frieden macht die Menschen sehr glücklich, da es ringsherum in Afrika viele Kriege gibt. Die Regierung von Burkina Faso ist sehr stabil und zwischen den verschiedenen Glaubensgruppen gibt es keine religiösen Spannungen.

Befragt nach seinen persönlichen Verbindungen zu Deutschland antwortete Michel Kabré:

„Gefühle, die man in seinem Herzen hat, möchte man eigentlich für sich behalten.“

Obwohl er in Frankreich studiert habe, sei er bisher viel häufiger in Deutschland gewesen. Er war vor vielen Jahren Direktor eines Gymnasiums in der Hauptstadt Ouagadougou gewesen, an dem es viele deutsche Lehrer gab. Schon aus dieser Zeit stammt seine Erfahrung, dass Deutsche sehr praktisch veranlagt sind, während Franzosen viel reden. Das Praktische ist es, was Burkina Faso braucht, daher arbeitet er sehr gern mit Deutschen zusammen.

Eine langfristig angelegte Aktion ist das Projekt: „Tausche Mango gegen Schule“. Frische Mangos aus Burkina Faso werden nach Wetzlar transportiert und hier für den guten Zweck verkauft. Mit dem beeindruckenden Erlös werden Grundschulen in Burkina Faso finanziert. Die Aktion wird bereits seit 17 Jahren durchgeführt und ermöglicht jährlich 5 000 Schülern des westafrikanischen Sahellandes den Schulbesuch.

Michel Kabré, Direktor der privaten christlichen Berufsschule aus KOUDOUGOU in Burkina Faso besuchte jetzt die Zivildienstschule Wetzlar. Er folgte einer Einladung des Fördervereins Dritte Welt in Aßlar und des Arbeitskreises Brot für die Welt-TIKATO, der in diesem Jahr den 20. Jahrestag des Fördervereins mit einem Festakt in der Aßlarer Stadthalle begeht.

Dozentin Renate Reinecke von der Zivildienstschule Wetzlar behandelt im politischen Unterricht das Thema Menschenrechte. Als Beispiel bürgerschaftlichen Engagements stellt sie dabei das Projekt „Tausche Mango gegen Schule“ vor. Erst am 7. April 2006 konnten 300 Euro für Spiel- und Lernmaterial an Heidi Stiewink, Öffentlichkeitsreferentin der Kirchenkreise Braunfels und Wetzlar, überreicht werden. Damit wird der Kindergarten in Ouagadougou unterstützt, dessen Gründer ebenfalls Michel Kabré ist.
 

Aktuell Meldungen

Michel Kabré mit Heidi Stiewink und
Dr. Wilhelm Wilmers von TIKATO

Version 1.00

Evangelischer Kirchenkreis Braunfels - Arbeitskreis Brot für die Welt - TIKATO - Fon: 06441/4009-13 - Email: info@tikato-burkina-faso.de